„Am Anfang haben wir die Stollen noch selbst an unsere Fußballschuhe genagelt“, erinnert sich Hans Scheuer. Er spricht von einer Zeit, die die wenigsten heute noch selbst erlebt haben: Der Senior ist seit sage und schreibe 80 Jahren Mitglied im Elzer Sportverein.

Gruppenbild mit Hans ScheuerMit 8 Jahren hat ihn sein Vater Wilhelm erstmals mit zum Sportplatz genommen. Vom Papa, der selbst zu den Gründern des dieses Jahr seinen 100. Geburtstag feiernden Vereins gehörte, bekam Scheuer damals die Leidenschaft für das runde Leder mit. Heute blickt er auf ein langes Leben, in dem der SV Elz immer eine große Rolle gespielt hat. Nicht nur die Stollenschuhe musste sich der Nachwuchskicker früher aus alten Stiefeln selbst bauen. Auch sein erstes Trikot konnte nicht einfach gekauft werden: Seine Großmutter hat es ihm aus alten Trikots in den Vereinsfarben schwarz und gelb zusammengenäht. Damit bestritt der junge Fußballer seine ersten Spiele auf dem damals noch in Ost-West-Richtung gelegenen Hartplatz. So komfortabel wie heute war das Fußballspielen damals nicht: Fließendes Wasser und Strom gab es nicht auf dem Sportgelände. „Nur eine kleine Hütte mit Kohlenofen und eine Schüssel Wasser zum Waschen“, erzählt der Rentner lachend.

Hans Scheuer

Scheuer entwickelte sich damals rasch zu einem Talent, war bald als einer der schnellsten Stürmer im Kreis angesehen. Seit 1952 hatte er wegen seines zeitraubenden Frisörgeschäfts am Alten Straßenberg weniger Zeit für den Sport und ging nur noch sonntags zum Platz, um die Spiele anzuschauen. In seiner aktiven Zeit erspielte sich das heutige Vereinsurgestein schon früh Erfolge, zum Beispiel die Kreismeisterschaft mit der Schülermannschaft 1936.

Im Krieg diente der Vereinsjubilar fünf Jahre als Kampffliegerpilot, nach der Gefangenschaft sei es dann „direkt wieder losgegangen mit dem Fußball“, erzählt Scheuer. Der damalige Platzwart habe die Bälle, ein Sattler die Schuhe geflickt. Trotz schwieriger Umstände gelang 1947 der Aufstieg in die Bezirksklasse, dann sogar in die Amateurliga Wiesbaden. „1949 sind wir mit dem Sonderzug nach Wiesbaden zum Meisterschaftsspiel gefahren. 2.000 Elzer Schlachtenbummler waren dabei“, erinnert sich Scheuer an einen Höhepunkt dieser Jahre. Normalerweise ging es mit einem alten LKW der US-Armee zu den Spielen in den Rheingau, zu namhaften Vereinen wie Biebrich 02 und dem SV Wiesbaden.

Gesellig sei es damals zugegangen im Sportverein: „Nach den Spielen wurde viel gesungen und der ein oder andere Schoppen getrunken“, sagt Scheuer. So viel Kameradschaft gebe es heute wohl nicht mehr.

Dass Fußball und Gesang gut zusammenpassen, dafür ist der Senior selbst der beste Beweis: Er ist nicht nur ältestes Mitglied des SV Elz, sondern auch des Elzer Männergesangvereins „Frohsinn“. Und weil sich beides gut verbinden lässt, hat Scheuer dem SV Elz drei kleine Fußball-Weisen zum Jubiläum geschenkt. Mit Liedern wie „Seht den Tormann auf der Lauer“ und „Auf dem Straßenberg, da liegt ein Sportplatz“ machte das Urgestein seinem Sportverein ein großes Geschenk. (alh)

Quelle: www.sport11.info, Fotos: Alexander Hoffmann