Sichtweise und Anmerkungen eines Trainers/Jugendleiters.

Seit fast 20 Jahren bin ich nun Jugendtrainer und seit 7 Jahren zusätzlich Jugendleiter beim SV Elz. Und nun beginnt sie wieder – die „wilde“ Zeit der Vereinswechsel. Grundsätzlich freuen wir uns beim SV Elz alle, wenn wir Spieler ausgebildet haben, die für höherklassige Vereine interessant sein könnten.

Was ich aber hinterfragen möchte und was mich – wie diese Zeilen beweisen – tatsächlich beschäftigt ist, ob es die höherklassigen Vereine der Region tatsächlich nötig haben JEDES Talent aus den kleineren Vereinen anzusprechen und zum „Probetraining“ einzuladen um das eigene Image bewahren zu können? Hier wird meiner Ansicht nach die Jugendarbeit der „kleineren“ Vereine untergraben und wesentlich erschwert, denn auch hier sind es ehrenamtliche Betreuer, die über die Jahre tausende von Stunden auf dem Sportplatz verbracht haben, um den Jungs den Spaß am Fußballspiel näherzubringen und deren Talente diesbezüglich zu fördern.

Besonders verwerflich ist meiner Meinung nach die Tatsache, dass unsere Spieler bereits seit Anfang Mai zu „Probetrainings“ eingeladen werden – also während der laufenden Saison. In den meisten Fällen findet ein solches „Probetraining“ trotz vorherigen Beteuerungen des einladenden Vereins dann auch noch zeitgleich mit dem eigenen Training statt. Das beeinflusst natürlich das eigene Training negativ – viel schlimmer ist es jedoch, dass in den Mannschaften Neid unter den Spielern erzeugt wird. Plötzlich will jeder Spieler irgendwo ein „Probetraining“ absolvieren – man will ja vor seinen Mannschaftskameraden nicht als der „schlechtere“ Kicker dastehen. Die Trainer und Betreuer der jeweiligen Mannschaften reagieren verärgert und beschweren sich – bei wem – beim (machtlosen) Jugendleiter.

Dieses Verhalten höherklassiger Vereine hat mit dem überstrapazierten Wort „Fairplay“ nicht das Geringste zu tun. Fairplay wird dann aber von uns im Falle eines Wechsels gerne eingefordert. Da sollte dann bitte vom abgebenden Verein dem Wechsel zugestimmt werden – natürlich sollte auch auf die zu zahlende Ausbildungsentschädigung verzichtet werden.

Im Moment werden – wie erwähnt trotz laufender Saison – wieder zahlreiche Jugendspieler des SV Elz von der E-Jugend (!) bis zur B-Jugend auf die oben beschriebene Art abgeworben, bzw. es wird versucht Spieler abzuwerben.

An die Adresse der „Bewerber“ ein kleiner Hinweis. In meiner Zeit als Jugendtrainer wurden aus „meinen“ Jahrgängen 16 (!) Spieler von höherklassigen Mannschaften abgeworben. Fünf der Jungs sind noch Jugendliche und spielen derzeit höherklassig. Von den anderen 11 abgeworbenen Spielern, die mittlerweile Erwachsen sind, ist 1 (!) Spieler noch aktiv. Der Rest hat im Alter zwischen 17-19 Jahren aufgehört Fußball zu spielen. Die meisten unserer abgeworbenen Spieler dienten in den

höherklassigen Vereinen dazu, dass ein hohes Trainingsniveau eingehalten werden konnte – dieses Niveau sinkt natürlich beim abgebenden Verein. Es kommt zu Spielen gegen die höherklassigen „Kreisauswahlen“, in denen unsere Jungs chancenlos sind. Dadurch verliert das ein oder andere Talent, dass vielleicht noch nicht ganz so weit ist, wie der abgeworbene Spieler, die Lust am Fußball und wendet sich den mittlerweile vielfältigen anderen Freizeitbeschäftigungen zu. Gewonnen hat am Ende also hier kaum jemand etwas.

An unsere Jungs und deren Eltern – bitte denkt im Vorfeld eines Vereinswechsels ob es nicht sinnvoll und vielleicht auch zielführend und charakterbildend ist, den eigenen Verein, die eigene Gemeinde weiter zu unterstützen. Hier spielen die Jungs mit Freunden zusammen auf einer Traumanlage Fußball. Die meisten unserer Trainer sind lizensiert und ich behaupte einfach mal, dass unsere Trainer außergewöhnlich große Talente erkennen, und dass diese dann beim SV Elz genauso gefördert werden, wie in anderen Vereinen - und dass auch manchmal der Rat gegeben wird, dass der Spieler im Sinne der Weiterentwicklung zu einem höherklassigen Verein wechseln sollte.

Die von mir trainierten Jungs haben in dieser Saison in der Gruppenliga ALLE Spiele verloren. Aber die Kameradschaft und die Trainingsbeteiligung waren über die gesamte Saison ÜBERRAGEND. Das hat viel mehr RESPEKT verdient, als in einer „Kreisauswahl“ eine Klasse höher zu spielen, um am Ende auch abzusteigen oder gegen den Abstieg zu spielen. Drei oder vier dieser Jungs hätten durchaus das Talent, auch in der kommenden Saison eine Klasse höher zu kicken - alle haben sich, trotz der deprimierenden Saison, bereits jetzt dazu entschlossen, weiter dem Verein treu zu bleiben – auch dafür Respekt.

Auch wenn es hier im Moment etwas anders klingt – grundsätzlich stehe ich persönlich der Talentförderung z.B. in den DFB-Stützpunkten aufgeschlossen gegenüber. Es gibt auch immer wieder beim SV Elz Talente, die zu höherklassigen Vereinen wechseln sollten, um sich weiterzuentwickeln. Kontaktaufnahmen anderer Vereine – zudem während der laufenden Saison – sehe ich allerdings sehr kritisch.

Meine Bitte an unsere Jugendtrainer vom SV Elz – ich weiß, dass viele von euch genervt und teilwiese unzufrieden mit der beschriebenen Situation sind. Ich bitte euch trotzdem – und das gilt auch für meine Person – aktiv keine Kinder und Jugendliche anderer Vereine anzusprechen und abzuwerben. Sollten Kinder und Jugendliche anderer Vereine aus eigener Veranlassung zu euch kommen, sagt bitte Bescheid, damit wir deren Heimatvereine informieren können. Nur so können wir vom SV Elz dazu beitragen, dass durch Abwerbungen die Qualität, der Spaß, der Bestand und letztlich der Erfolg in den kleineren Vereinen nicht stärker gefährdet wird.

Ich bitte alle Wechselwilligen und der Eltern um Verständnis, dass wir ab den Jahrgängen der D-Jugend vorbehaltlos keinem Spielerwechsel mehr zustimmen werden. Wenn höherklassige Vereine unsere Spieler abwerben, weil sie deren Mannschaften weiterbringen sollen, dann sind diese Vereine auch bereit, die dafür anfallende Ausbildungsentschädigung zu entrichten.

Mario Schüren, Trainer und Jugendleiter SV Elz