Ein ganz normaler Mittwoch in Elz – wenn 30 Alte Herren das Dorf in Atem halten

Elz/Hessen, Mittwochabend, 19:30 Uhr.
Während über den Feldern der Nebel liegt, wie ein vergessenes Tischtuch aus Omas Vitrine und die Sonne mit letzter Kraft noch einmal kurz zwischen den Bäumen hervorblinzelt, geschieht etwas, womit niemand rechnet: Aus allen Richtungen schleppen sich Männer den Hang zum Elzer Sportplatz hinauf. Graue Schläfen blitzen, Bierbäuche schaukeln leicht im Abendwind – und doch liegt eine fast olympische Entschlossenheit in der Luft.

Dort, wo sonst die A-Jugend noch flucht, weil Mathe-Hausaufgaben wichtiger scheinen als Pressing, wird es ernst:
Die Alten Herren des SV Elz sind da.

Wie eine Mischung aus „Wikinger-Invasion“ und „Rentenberatung im Wartezimmer“ stürmt die Truppe den Platz. Hemden und Pullover fliegen in hohem Bogen ins Gras, es wird geschnauft, gekeucht und gelacht, und plötzlich stehen sie da: in Stollenschuhen, leicht vergilbten Trikots, umwickelten Knien und mit glänzenden Augen.

30 Mann stark – so viele, dass das Elzer Vereinsheim fast überlegt, noch eine Tribüne für die Zuschauer der Aufwärmübungen zu bauen. Andere Vereine in der Region jammern, weil sie keine Gegner mehr finden, die Alten Herren Elz hingegen haben das Luxusproblem: Zu viele Spieler, zu wenig Platz. Deshalb wird kurzerhand in zwei Gruppen trainiert. Man könnte sagen, Elz verfügt über die erste „Alte-Herren-Reservebank“ Deutschlands.

„Früher haben wir uns gefragt, ob wir überhaupt ein Team zusammenkriegen“, erklärt einer der Veteranen, während er sich die Schienbeinschoner überzieht, „heute müssen wir fast eine Eintrittskarte fürs Training verlosen.“

Auf dem Feld geht es dann zur Sache: Da werden Grätschen angesetzt, die so klingen wie das Knacken eines alten Bücherregals. Pässe werden gespielt, die entweder millimetergenau ankommen – oder direkt im Nirgendwo landen. Und wenn ein Spieler nach einer Sprintdistanz von 20 Metern bereits nach Sauerstoff ruft, dann weiß man: Das ist echter Alte-Herren-Fußball.

Doch eines ist sicher: Die Stimmung könnte besser nicht sein. Gelächter hallt über den Platz, alte Anekdoten werden zwischen den Übungen ausgetauscht, und spätestens in der dritten Halbzeit im Vereinsheim beweisen die Männer, dass sie auch in Sachen Durchhaltevermögen noch lange nicht zum alten Eisen gehören.

Fazit:
Ein Mittwochabend in Elz mag auf den ersten Blick unspektakulär wirken. Doch wenn 30 Alte Herren die Fußballschuhe schnüren, wird daraus ein Ereignis, das seinesgleichen sucht. Zwischen Nostalgie, Sportsgeist und einem Hauch von Comedy entsteht hier Woche für Woche ein Spektakel, das zeigt: Alt sein heißt noch lange nicht, langsam zu machen.

Und wenn sich so viele „Alte“ auf dem Platz treffen, dann bleibt der Erfolg nicht aus, denn die Auswahl an Legenden ist groß: Nachdem der Lokalrivale „SC Offheim“ im Juni  im Endspiel um den Kreispokal Limburg/Weilburg 1:0 besiegt wurde, trifft der Titelverteidiger im Kampf um den Hessenpokal am 13.09.25 um 11:00 Uhr zuhause auf den VFB Ginsheim (wo auch immer das ist?!?!).
Die Mission Titelverteidigung beginnt dann bereits am Mittwoch, den 17.09.25 auswärts gegen die Gebrechlichen des TUS Linter, und zwar um 19:30 Uhr.

Der Clash der „Alten Herren“ gegen die „noch viel älteren Herren“ (sog. Legendenspiel) wird dann am Morgen zu Beginn der Elzer Kirmes am 20.09.25 um 13:00 Uhr auf dem Sportplatz Elz angepfiffen. Das hiesige Rote Kreuz ist bereits in Alarmbereitschaft und weiß jetzt schon, dass Reservekräfte mobilisiert werden müssen. Der Elzer Bauhof ist derweil damit beschäftigt, die Sportplatzauffahrt „Rollatoren-gerecht“ auszubauen, denn der Fanandrang wird seines Gleichen suchen. Die nahezu ausverkauften Eintrittskarten werden bereits auf dem Schwarzmarkt gegen Rheumarezepte gehandelt.