Rund zweihundert Fans sahen ein hochspannendes Pokalduell, in dessen Verlauf die Kräfteverhältnisse ebenso hin und her wogen, wie die Witterungsverhältnisse an diesem Pfingstsonntagnachmittag an der dicken Eiche in Niederhadamar.
In der sakralen Welt war es das 2025 alles überstrahlende Thema: Augenpaare landauf, landab warteten fieberhaft auf weißen Rauch aus dem Schornstein – wohlgemerkt in Elbtal. Was würden die KFArdinäle bei ihrem Konklave entscheiden? Als die frohe Kunde „Habemus AH-Final-Termin“ allmählich durchsickerte, waren so manche Strenggläubige - so berichten es erschütterte Augenzeugen - bereits vom Glauben an den Fußballgott abgefallen. Und da war die hochspannende Begegnung zwischen dem SV Elz und der SG Offheim/Dietkirchen (O/D) noch nicht einmal angepfiffen. Auch der Verfasser konnte nur schwerlich seine Enttäuschung verbergen, dass das Spiel nicht an Fronleichnam stattfinden durfte - so muss das reizende Wortspiel über die schwarzgelben Spinner, die zum Sportplatz an der dicken Eiche prozessierten leider in der Schublade bleiben. Schade!
Am Ende war dank freundlicher Unterstützung des SV RW Hadamar dann doch noch angerichtet: rund 200 wasserfeste Kiebitze fanden sich am Pfingstsonntagnachmittag in Niederhadamar ein, um dem vielversprechenden Gipfeltreffen des AH-Landkreises Limburg-Weilburg beizuwohnen. Sie wurden mit einem rassigen Duell belohnt, in dessen Verlauf die Kräfteverhältnisse ebenso hin und her wiegen sollten wie das Wetter. Zunächst kehrte jedoch noch einmal kurz Ruhe vor dem Sturm ein: in einer Schweigeminute gedachten die Anwesenden den beiden in dieser Woche leider viel zu früh verstorbenen ehemaligen Spielern des SV Elz: Bernd Bay und Peter Sommer. Dann pfiff Schiedsrichter Schuierer die Partie an.
Vom Anstoß weg war schnell zu erkennen, dass beide Teams heute keinen Zweifel am Ausgang der Partie aufkommen lassen wollten. Die erste Chance jedoch bot sich Gelbschwarz, als Dragusha, der nach einem im September im Hessenpokal erlittenen Achillesehnenriss sein Comeback gab, einen Freistoß von halbrechts gefährlich auf das Tor von Bohland zirkelte. Dieser bugsierte das Leder jedoch athletisch aus dem rechten unteren Eck. Auf der anderen Seite war es Routinier Simon, dessen Standard im einsetzenden Regen nicht den Weg ins Tor fand. Hier war der für Keeper Weis kurzfristig eingesprungene Schmitt auf dem Posten. Elz suchte beharrlich den Weg in den gegnerischen Strafraum. Die vielversprechendste Gelegenheit scheiterte dabei am Abseits-Pfiff des Referees, als Weilbächer nach tollem Zuspiel in die Tiefe durchstartete. In einem nicht immer einfach zu leitenden Spiel verfolgte der kommunikative Unparteiische Schuirer eine klare Linie und ließ viel laufen. Mit dem verletzungsbedingten Wechsel Granja für Heidenreich kam die SG besser ins Spiel. Erst musste der bärenstarke Herzog für ein zu hartes Einsteigen gegen Zuckrigl die gelbe Karte in Kauf nehmen, dann wurde auf der Seite gegenüber Komorek für seinen Einsatz gegen Schlag verwarnt. Bei strahlendem Sonnenschein und dem Stand von 0:0 ging es in die Pause.
In Hälfte zwei intensivierten beide Seiten die Offensivbemühungen und so kam Offheim/Dietkirchen durch ein Foulspiel von Reichwein zu einem Freistoß auf dem linken Flügel – natürlich ein Fall für Granja, der den Ball mit viel Drall in die Box zirkelte. Mit einer sicheren Faustabwehr wusste Schmitt zu parieren. Der nächste Versuch des eingewechselten Kunz verfing lediglich in Häckels Winterpullover. O/D hatte nun seine gefährlichste Phase und so trat folgerichtig auch Zuckrigl ins Rampenlicht. Nachdem der starke Born ihn zunächst noch energisch ablaufen konnte, gelang dem ehemaligen Hessenliga-Torjäger auf einen Doppelpass hin ein Abschluss aus rund 20m, der über das Elzer Gehäuse donnerte. Mit einem wunderbaren Steckpass nach unfreiwilliger Kopfball-Verlängerung der Elzer setzte er anschließend Granja in Szene, der verzog. Schließlich konnte Zuckrigl ein Durcheinander im Elzer Sechzehner nicht nutzen, weil er im Zuge seines Dribblings zu weit nach Außen abkam. Als er nur wenige Augenblicke später dann im Strafraum-Duell mit Theis zu Boden ging, hielt die gelbschwarze Seite kurz den Atem an. Doch zu ihrem Glück blieb die Pfeife des Unparteiischen stumm. Über einen Elfmeterpfiff hätte man sich nicht beschweren dürfen (was natürlich nicht heißen soll, dass man es nicht dennoch vehement getan hätte).
Doch gerade als das Spiel zu Gunsten des Hessenpokalfinalisten von 2024 zu kippen drohte, schlug dann doch die Theis-Elf zu. Mit einem platziert geschnittenen Freistoß von halblinks in den kurzen Winkel gelang es Dragusha den chancenlosen Bohland zu überwinden. Der Jubel auf Seiten der Blechköppe fiel entsprechend stürmisch aus.
In den letzten 20 Minuten entstand nun ein Duell mit offenem Visier. Die ganz große Chance zur Vorentscheidung verpasste Reichwein, doch auch beim doppelten Kopfballabschluss von Maurer und Weilbächer fehlte nicht viel. Mit wütenden Gegenangriffen versuchte O/D noch einmal alles, allein der Ausgleichstreffer sollte gegen hingebungsvoll verteidigende Elzer nicht mehr gelingen. Nach drei Minuten Nachspielzeit war das Zittern dann vorbei. Mit dem 1:0-Sieg gelang dem SVE nicht nur die Revanche für das Pokalaus im Halbfinale 2023, sondern auch die Verteidigung des Kreispokals. Die Alten Herren des SV Elz haben nun drei Kreispokalfinals in vier Jahren zu Ihren Gunsten entscheiden können. O/D war ein mehr als würdiger Gegner, der nach diesem tollen Final-Fight den Fokus auf den Deutschen AH-Supercup in Schneverdingen legen wird. Wir wünschen den Sportsfreunden dabei viel Erfolg und dass sie den Verband dort ebenso stark vertreten wie in Niederhadamar.
Am Ende dieses unterhaltsamen Fußballspektakels stand somit die Siegerehrung durch den Klassenleiter, die dem SV Elz als Preis neben diversen Stiftungen des Wettbewerbs-Sponsors auch die Übergabe eines zweiteiligen Puzzlesets anstelle eines Pokals bescherte. Spaß beiseite - eine gewisse Irritation ließ sich seitens des Titelträgers nicht verhehlen, doch reifte im fortgeschrittenen Stadium der Feierlichkeiten die Erkenntnis, dass der tatsächlich bereits vor der Übergabe mehrfach defekte Pokal optimal zu ihm passt - mit seinem heftigen Sprung und seiner dennoch überraschend stabilen Struktur ist er hochgradig unperfekt aber auch zweifellos einzigartig.
Peter Martin-Pietsch